Früh am Morgen des 03. November ging es los: um 3.15 bzw. 3.30 Uhr sammelte uns der Reisebus ein, um zum Flughafen Frankfurt zu starten. Trotz dieser fast „unchristlichen“ Uhrzeit war die Stimmung sehr gut. Alle waren mehr oder weniger aufgeregt und gespannt, was uns die nächsten 5 Tage erwarten würde. Nachdem Pfarrer Andreas Kneitz einen Reisesegen gesprochen hatte und jedem ein Pilgertuch überreicht hatte, war jedem Einzelnen klar: Wir sind nun tatsächlich als Pilger der Hoffnung unterwegs.
Unsere Reisegruppe meisterte sowohl den Check-In als auch die Gepäckaufgabe in Frankfurt ohne Probleme und bereits hier wurde deutlich: jeder schaut auf den anderen und hilft, falls es nötig sein sollte. Der gute Geist wirkte bereits. Alles klappte wie am Schnürchen, so dass wir pünktlich kurz nach 10.00 Uhr in Rom von unserem Reiseführer vor Ort Guiseppe Cecon empfangen wurden und zum Bus geführt wurden.
Unser erstes Ziel waren die Katakomben des heiligen Kalixtus vor den Toren Roms. Bei strahlend blauem Himmel und angenehmen 20° C schnupperten wir zum ersten Mal italienische Luft und italienisches Flair. Diese Katakomben zählen zu den weitläufigsten unterirdischen Totenstätten und umfassen auf fünf Ebenen mit 20 km langen Gängen in etwa 170.000 Gräber. Während einer kurzweiligen Führung, bei der wir Gott sei Dank nur einen Teil der Katakomben erkundeten, wurde uns innerhalb kürzester Zeit bewusst, warum Rom als „ewige“ Stadt bezeichnet wird. Trotz der Enge und den gewöhnungsbedürftigen klimatischen Verhältnissen (hohe Luftfeuchtigkeit und nur rund 16 °C) waren alle sehr aufmerksam und interessiert. Am Ende der Führung zelebrierte Pfarrer Kneitz unsere erste gemeinsame Messe als Pilger in Rom. In einem kleinen Raum mitten in den Katakomben konnten wir nachspüren, wie es den ersten Christen wohl ergangen sein muss.
Anschließend brachte uns der Bus zum Kirchlein „Quo Vadis“, das jeder für sich besichtigen konnte. Pfarrer Kneitz erklärte uns kurz, dass diese Kirche dort stehen soll, wo der aus Rom flüchtende Petrus auf Jesus getroffen sein soll. Auf die Frage von Petrus „Quo vadis Domine?“/ „Wohin gehst du, Herr?“ habe Jesus geantwortet: „Ich gehe nach Rom, um ein zweites Mal gekreuzigt zu werden.“ Da kehrte Petrus beschämt zurück nach Rom und stellte sich seinen Verfolgern.
Noch ganz beeindruckt von diesem Glaubenszeugnis ging es mit dem Bus weiter zum Höhepunkt des ersten Tages. Wir erreichten zum ersten Mal den Vatikan, wo wir (natürlich nach den üblichen Sicherheitskontrollen) die Vatikanische Nekropole besichtigten. Die Nekropole war eine römische Begräbnisstätte und liegt in der Vatikanstadt direkt unter den Vatikanischen Grotten. Hier befindet sich das vermutete Grab des Apostels Petrus. Aufgeteilt in vier Gruppen wurden wir jeweils von einer Führerin durch dieses beindruckende Denkmal der Antike und des frühchristlichen Glaubens geleitet. Diesen besonderen Moment in der Nähe des Grabes von Apostel Paulus wird wohl niemand so schnell vergessen. Noch berührt von diesem Gedenkort traten wir aus der Nekropole in das Zentrum des Petersdoms. Ein unglaublicher Anblick von unten nach oben bis in die Spitze der Kuppel…
Nach diesem langen (und auch anstrengenden) Tag brachte uns der Bus gegen 18.00 Uhr an unser Hotel, wo wir eine kurze Verschnaufpause hatten (zum Koffer Auspacken und frisch Machen 😉), bevor wir uns um 19.30 Uhr zum verdienten Abendessen im Hotelrestaurant trafen.
Unser zweiter Reisetag führte uns zu den Vatikanischen Museen. Wir waren sehr erstaunt, wie viele Touristen dort bereits um 8.30 Uhr in langen Schlangen anstanden, um eine Eintrittskarte zu bekommen. Wir mussten Gott sei Dank nicht allzu lange warten, da unser Besuch schon auf eine konkrete Uhrzeit gebucht war. Nach den üblichen Sicherheitskontrollen (dieses Mal sogar unter Kontrolle der Personalausweise!) starteten wir in zwei Gruppen zu einer Führung durch die Vatikanischen Gärten. Da die Gruppengröße auf jeweils 20 Personen beschränkt war, verzichteten ein paar Reisende auf die Teilnahme. Pfarrer Kneitz begleitete die zwei jüngsten Teilnehmer bei ihrem Besuch der Vatikanischen Museen und der Sixtinischen Kapelle. Die Freude dieser Kleingruppe war groß, als ihnen unerwarteter Weise eine eigene Führerin zugeteilt wurde, die sie sozusagen persönlich betreute. Die übrigen 40 Reisenden konnten über zwei Stunden die Schönheit und Faszination der Vatikanischen Gärten genießen, die übrigens erst seit Papst Franziskus der Öffentlichkeit zugänglich sind. Eine wahre Oase mitten in Rom!
Nach einer Mittagspause fuhren wir mit dem Bus zu zwei päpstlichen Basiliken: Santa Maria Maggiore und Sankt Paul vor den Mauern. Auf dem Weg dorthin begleitete uns unsere sehr nette Gästeführerin Roberta, die uns auch schon während der Fahrt einige Sehenswürdigkeiten Roms zeigte und vieles dazu erklärte. In der Basilika Santa Maria Maggiore, eines der schönsten Beispiele einer urchristlichen Basilika, durchschritten wir erstmals eine Heilige Pforte und waren davon sowie von der Schönheit der Basilika bewegt. Natürlich führte uns unser Rundgang durch die Kirche auch am Grab von Papst Franziskus vorbei und an der kostbarsten Reliquie hier: fünf Holzstücke, die aus der Krippe in Bethlehem stammen sollen.
In der Abenddämmerung trafen wir dann bei Sankt Paul vor den Mauern ein. Die Abendsonne schenkte uns einen wunderbaren Anblick dieses prachtvollen Gebäudes und der großen Statue des Apostels Paulus. Die Kirche steht an der Stelle, an der Paulus nach seiner Enthauptung begraben wurde und begeisterte uns mit einer prächtigen Bronzetür und wunderschönen Mosaiken. Eine Besonderheit dort ist, dass rund um das Kirchenschiff Mosaike zu bestaunen sind, die alle bisherigen Päpste darstellen. Die Legende sagt, dass die Welt unterginge, wenn kein Platz für eine weiteres Porträt vorhanden sei. Glücklicherweise gibt es noch einige freie Stellen. 😊 Auch in dieser Basilika durften wir eine Heilige Pforte durchschreiten und zum Abschluss des Tages eine gemeinsame Messe mit Pfarrer Kneitz feiern.
In der Mitte unserer Romwallfahrt stand dann die Generalaudienz bei Papst Leo XIV. an. Pünktlich um 7.45 Uhr stiegen alle Pilger in unseren Bus ein, um zum Vatikan gebracht zu werden. Wieder hieß es sich in Schlangen vor den Sicherheitskontrollen anzustellen, um nach der Durchleuchtung auf den Petersplatz zu gelangen. Es gelang uns tatsächlich als Gruppe zusammen zu bleiben, was mit Sicherheit auch an unseren Pilgertüchern lag, die alle gut sichtbar bei sich trugen. Nach kurzer Verwirrung entdeckte Pfarrer Kneitz den Zugang zum Innenraum auf dem Petersplatz, wo noch zahlreiche Sitzplätze frei waren. Geschafft! Ein bisschen verstreut, aber doch fast alle in Sichtweite saßen wir nun gespannt bei strahlendem Sonnenschein in der Mitte des Petersplatzes, um auf Papst Leo XIV. zu warten. Erste Begeisterung kam auf, als die anwesenden Gruppen namentlich begrüßt wurden und wir als Pfarreien Leinach bis Zell aufgerufen wurden. Die Begrüßung aller angemeldeten Gruppen dauerte fast 45 Minuten und es war einfach nur schön zu hören, aus welchen Teilen der Erde Menschen nach Rom gepilgert waren. Schließlich begann Papst Leo XIV. mit seiner Rundfahrt über den Petersplatz. Gespannt verfolgten wir seinen langen Weg kreuz und quer durch die abgesperrten Bereiche an allen Ecken und Endes des Petersplatzes, bis er dann auch in unserer Nähe (nur ca. 10 m) vorbeifuhr. Ein echter Gänsehautmoment. Anschließend begann die Generalaudienz mit der Begrüßung des Papstes an alle Pilger und dem Verlesen der Grußworte der Pilgergruppen in sieben verschiedenen Sprachen. Ungefähr 60.000 Menschen waren an diesem Vormittag auf dem Petersplatz, um den Segen des Papstes zu empfangen. Nach dem gemeinsamen lateinischen Vater Unser erteilte Papst Leo XIV. uns allen seinen Segen.
Anschließend ging es gemeinsam zur Kirche Santo Spirito in Sassia, um dort gemeinsam mit der Nachbarpfarrei Veitshöchheim einen Gottesdienst zu feiern. Auch dies war ein wunderbares Gemeinschaftserlebnis – unsere beiden Pilgergruppen füllten die Kirche fast komplett.
Nach der Mittagspause brachte uns der Bus zur Via Ludovisi im historischen Stadtzentrum. Dort startete mit unsere Gästeführerin Roberta unser Rundgang durch das barocke Rom: von der Spanischen Treppe zum Trevibrunnen, über das Pantheon zur Piazza Navona. Dieser interessante Spaziergang bot immer wieder Gelegenheit für eine Pause, um selbst die Umgebung zu erkunden (mit Eis und Kaffee 😊) oder zum Beispiel das Pantheon von innen zu bestaunen. Das abendlich beleuchtete Rom bot noch einmal ganz andere Eindrücke.
Am Donnerstag (unser vierter Reisetag) spazierten wir wieder in Begleitung von Herrn Cecon um 8.00 Uhr gemeinsam zum Vatikan, um dann in der Kirche des Campo Santo Teutonico die Heilige Messe zu feiern. Eigentlich wäre das auch kein allzu weiter Weg gewesen, tja aber der Besuch des palästinensischen Präsidenten Abbas bei Papst Leo XIV. und die damit verbundenen Sicherheitsmaßnahmen machten einige Umwege nötig. Gasse für Gasse wurden wir von der Polizei weitergeschickt. Gut, dass unser Reiseleiter immer einen zeitlichen Puffer einplante und auch über diese Sicherheitsmaßnahmen gut informiert war. Schließlich kamen wir dann auf der „richtigen“ Seite des Petersplatzes an und konnten nach dem Passieren der Sicherheitsschleusen die letzten Meter zum Campo Santo zurücklegen. Auch dieser gemeinsame Gottesdienst gab uns wieder ansprechende Impulse für den anstehenden Tag oder die Gelegenheit, um Dank für die bereits hinter uns liegenden Erlebnisse zu sagen. Ein besonderes Detail in der dortigen Kirche war der aus dem Naumburger Dom „ausgeliehene“ Flügelaltar mit Bildern an den beiden Seiten von Lucas Cranach und in der Mitte vom zeitgenössischen Künstler Michael Triegel. Der Altar erhielt sozusagen „Kirchenasyl“, während der Streit mit der UNESCO um den Welterbestatus des Naumburger Doms geklärt wird.
Nach der Messe blieb für alle noch Zeit, dieses Kunstwerk zu bestaunen und über den Friedhof der deutschsprachigen Pilger mit Gräbern vom Mittelalter bis heute zu gehen.
Bevor wir in unsere Mittagspause „entlassen“ wurden, begleitete uns Herr Cecon noch zurück zum Petersplatz, weil er wohl schon ahnte, dass wir dort nicht weiter kommen würden. Die Sicherheitsabsperren waren immer noch da. Nach kurzer Rücksprache mit der Polizei vor Ort konnte er uns mitteilen, dass wir nur noch 10 Minuten warten müssten. Und tatsächlich: der lange Konvoi des Präsidenten fuhr kurz darauf an uns vorbei. Das sieht man auch nicht alle Tage.
Die dann folgende freie Zeit nutzten einigen von uns, um die Kuppel des Petersdoms zu besteigen und einen unvergesslichen Ausblick sowohl vom Beginn der Kuppel nach innen in die Kirche als auch weiter oben von außen auf ganz Rom zu genießen.
Am Nachmittag trafen wir uns um 14.30 Uhr in der Nähe der Engelsburg, um dann gegen 15.00 Uhr von dort unsere Prozession mit Pilgerkreuz und gemeinsamen Gebeten zum Petersdom, dem heiligsten Wallfahrtsort der Christen, zu beginnen. Mit einem extra dafür angefertigten Gebetshandblatt waren wir sehr gut gerüstet und legten andachtsvoll die Strecke zum Petersdom zurück. Dort angekommen durchschritten wir die bedeutendste der Heiligen Pforten und liefen betend bis zum Grab des Heiligen Petrus, wo wir zum Abschluss (leise) „Großer Gott wir loben Dich“ sangen.
Anschließend führte uns unsere Gästeführerin Roberta durch das Zentrum der Weltkirche und erklärte uns die vielen außergewöhnlichen Kunstwerke und Gebetsstätten. Nun konnten wir noch einmal auf eigene Faust den Petersdom erkunden und unter anderem das Grab von Papst Johannes Paul II. besuchen, bevor jeder dann in seinem eigenen Tempo zurück zum Hotel lief.
Der Freitag begann tatsächlich noch ein wenig früher als die voran gegangenen Tage. Um 7.15 Uhr brachte uns der Bus zur Basilika San Giovanni in Laterano, der Hauptkathedrale von Rom. Die Lateranbasilika ist nämlich der Sitz des Papstes in seinem Amt als Bischof von Rom und damit wie die Fassadeninschrift verkündet „Mutter und Haupt aller Kirchen dieser Stadt und des Erdkreises“ – „Mater et caput omnium in ecclesarium urbis et orbis“. Ehrfürchtig durchschritten wir nun die letzte Heilige Pforte unserer Romwallfahrt und bestaunten erneut eine wunderschöne Kirche. Nachdem wir uns kurz ein paar erste Eindrücke verschafft hatten, feierten wir in einer Seitenkapelle unseren „Abschlussgottesdienst“, zu dem auch ein paar „fremde Gesichter“ aus Theilheim dazustießen.
Anschließend erläuterte uns erneut unsere Gästeführerin Roberta, welche Geschichte hinter der Fassade und der prunkvollen Ausstattung steht. So entstammt zum Beispiel eines der großen bronzenen Eingangstore ursprünglich der Senatshalle auf dem „Forum Romanum“. Rom atmet einfach Geschichte, egal wo man sich befindet – das würde uns der weitere Tag noch zeigen.
Unser Weg führte uns dann über die Heilige Stiege (nur ein paar von uns konnten einen Blick darauf werfen) zum Baptisterium, der ersten Taufkapelle der Christenheit. Nach einem kurzen gemeinsamen Gebet ging es weiter (bergab) in Richtung der Kaiserforen und des Kolosseums. Unterwegs besichtigten wir noch die Basilika San Clemente, in der zufälligerweise gerade auch die Pilgergruppe aus Veitshöchheim war. Mit einem gemeinsamen Kirchenlied ehrten wir diesen besonderen Ort. Hier wird die christliche Vergangenheit lebendig, da Überreste aus dem 1. und 3. Jahrhundert sowie dem 12. Jahrhundert von der langen Geschichte der Christen in Rom zeugen. Die Kirche ist übrigens dem Heiligen Clemens, dem dritten Nachfolger des Petrus geweiht. Beim Weitergehen rückte bereits das Kolosseum in unser Blickfeld, in dessen Umgebung wir dann unsere Mittagspause verbrachten. Das Kolosseum und das anschließende Forum Romanum brachten uns „direkt“ ins Rom der Antike. Die Weltstadt Rom hinterlässt bis heute ihre Spuren. Begeistert lauschten wir den Ausführungen der Gästeführerin zum ehemaligen Weltreich der Römer. Auch an dem erst zwei Tage zuvor eingestürzten mittelalterlichen Turm kamen wir vorbei. Die Probleme jeglicher Baumaßnahmen in Rom wurden mehr als deutlich. Auf dem Kapitol (neben der sog. „Schreibmaschine“, dem Monument für König Vittorio Emanuelle II.) endete unser Rundgang. Wer wollte konnte noch die Kirche Ara caeli (die Kirche des Bambino Gesú) besuchen. Dort befindet sich eine der berühmtesten Darstellungen des Jesukindes. Auch ein Abstecher zur Statue von Romulus und Remus, die wahrscheinlich viele aus Geschichts- oder Lateinbüchern kennen, war möglich. Nach einer kleinen Pause, die jeder selbst gestalten konnte, brachte uns der Bus zurück zum Hotel, wo uns bereits unsere (noch) leeren Koffer erwarteten.
Am Samstag Morgen wurden pünktlich um 7.00 Uhr die Koffer in den Bus geladen und Herr Cecon brachte uns zum letzten Mal zu unserem Tagesziel: dem Flughafen Rom.
Wir bedankten uns herzlich bei ihm für eine perfekt organisierte Reise und machten uns auf den Heimweg. Wie auch bei der Anreise hatte jeder ein Auge auf den Nächsten und reibungslos konnten wir unser Gepäck aufgeben und schließlich das Flugzeug betreten. Dort erwartete die Erlabrunner Reisenden noch eine kleine Überraschung: eine der Stewardessen (Carina Eglmaier) stammte aus Erlabrunn und grüßte die Reisegruppe beim Einstieg mit einem selbst gemalten Bild.
Am frühen Nachmittag hieß es dann zurück in den Alltag - voll mit segensreichen Erfahrungen und unzähligen schönen Erinnerungen.
Wir bedanken uns sehr herzlich bei Pfarrer Andreas Kneitz, der die Romwallfahrt initiierte und die Organisation zusammen mit dem Ave Pilgerverein übernahm. Es war für uns alle eine unvergessliche Woche.
Alexandra Klüpfel
